Gibt es in Deutschland eigentlich derzeit keine ernst zu nehmenden Basketballkapazität, die sich mal schreiben oder gar sagen trauen würde, dass unser nächster vermeintlicher Superstar im gelobten Land des Basketballs nicht Tibor Pleiß aus Bergisch Gladbach sein wird? Ist noch keinem in diesem Land aufgefallen, dass unser Bigman in the Paint völlig überschätzt ist? Seit ich mich zurück erinnern kann, war eigentlich zumindest immer auf einen in diesem Land verlass, wenn es darum ging, Basketballweis- wie Wahrheiten zu verkünden: Frank “You-can-call-me-Mate“ Buschi Buschmann. Aber man soll es nicht glauben, auch mein Kindheitskommentatorgott hat beschlossen, Tibor zur deutschen Centerhoffnung auszurufen. Einer, der die Nachfolge von Uwe Blab, Chris Welp oder, dickes Reusperchen, Shawn Bradley oder Chris Kaman antreten soll.

Gut, wenn man mal die beiden letztgenannten aus sehr nahe liegenden Gründen weglässt, könnte man jetzt durchaus sagen: Die Nachfolge von Uwe Blab und Chris Welp könnte er ja vielleicht sogar antreten. Genauer gesagt, das wäre im Idealfall meine positivste Prognose für seinen Werdegang in Sachen NBA: Mal mehr, mal (sehr viel) weniger Einsatzzeit. Letztlich ein Bankdrücker, der bestenfalls in einem der schlechteren Teams als Back-Up für den Starting Center dienen könnte. Und dann, spätestens nach 2-3 Jahren, die Rückkehr über den großen Teich zu einem soliden, mit etwas Glück um das Final Four mitspielenden Euroleague Teilnehmer.

Thats it.

Tibor Pleiß ist ein grundsolider, deutscher Bundesligacenter, mit einer durchaus möglichen Karriere in einem guten, vielleicht auch sehr gutem Euroleague Team. Mehr aber nicht. Warum nicht mehr? Nun, da sei mal v.a. 1 Punkt genannt: Mangelnde Physis.

Aber das kann doch noch was werden, oder nicht, der Junge ist doch erst 23 Jahre alt, könnte man jetzt einwenden? Nun, das sehe ich nicht so, dass das noch was wird. Jan-Hendrik Jagla lässt grüßen. Und vermutlich auch bei Robin Benzing wird es ähnlich kommen…

Ja. Tibor fehlt v.a. Physis. Die Centerbewegungen haben bei Ihm etwas von Slow-Motion. Das reicht vielleicht für ein Double-Double wie letztens gegen gerade einmal durchschnittliche Briten. Aber für höhere Aufgaben müsste da in den nächsten Jahren ein physiologisches Wunder passieren. So etwas wie Bewegungstalent, gepaart mit ausreichender Athletik, Geschmeidig- wie Schnelligkeit in den Bewegungen, kann man bei 2.16 m nur bedingt antrainieren. Wer das nicht erkennen will, dem ist nicht zu helfen…

..und dem sei` vielleicht an dieser Stelle mal ans Herz gelegt, den Blick über den großen Teich zu werfen und sich die aktuelle Lage des Centerdaseins in der NBA anzuschauen. Oder auch sich die Geschichte des Centers in der NBA über die letzten gut 20-30 Jahre anzusehen.

Denn die große Zeit der dominierenden Bigman endet ja so langsam. Ein Dwight Howard hätte in den 90er vermutlich kein Land unter den Körben gesehen bzw. wäre erst gar nicht dort gelandet, sondern als großes Power Forward Talent in die Liga gestartet. Oder glaubt wirklich ernsthaft jemand, das Kollege Dwight gegen Hakeem Olajuwon, Patrick Ewing, David Robinson, Alonzo Mourning oder den bereits höchst dominanten Shaquille o’Neal auch nur ein Fitzelchen Land gesehen hätte? Wohl eher nicht. Selbst gegen einen alternden und bereits von seiner Achillesferse schwer geplagten Sabonis hätte der gute Dwight nicht wirklich gut ausgesehen. Alle genannten Center hatten ein Postup Game, das diesen Namen verdient. Oder sogar ein zuverlässiges Händchen aus der Nahdistanz. Nicht auszudenken, was Hakeem in der Form der 94er und 95er Saison mit Dwight und auch seinen aktuellen Centerkollegen veranstaltet hätte. Als da zum Beispiel zu nennen wären: DeAndre Jordan, Joakim Noah, Tyson Chandler, Nene Hilario, Greg Monroe, Al Jefferson, Roy Hibbert, Andrew Bynum, Marc Gasol.

Ein sowohl in der Defensive wie auch in der Offensive das Spiel dominierender Center, ist in der Liste nicht dabei. Tim Duncan spielt zwar auch noch, mit stolzen 37 Jahren hat er seine besten Zeiten aber schon etwas hinter sich gelassen.

In meinen Augen, hat unser guter Tibor aber selbst in dieser Zeit der undominanten NBA Center, in der das Spiel inzwischen eher von athletischen Guards und Forwads bestimmt wird, die auch mal gerne 7 Foot hoch sind und sicher aus der Distanz werfen können – der große Blonde lässt grüßen-, keinen wirklichen Platz in dieser Liga. Denn selbst gegen einen hin und wieder übers Spielfeld irrlichternden Shaqtin-a-Fool Star namens Javale McGee, hätte Tibor physisch wenig auszurichten, würde nur McGee`s durchaus vorzeigbare Block Statistik aufbessern.

Moment, könnte man aber nun doch einwenden und, last but not least, doch noch einen Joker aus dem Ärmel schütteln, der Kollege Pleiß Hoffnung auf NBA Weihen machen könnte: Gibt es da denn nicht auch noch einen Pau Gasol? Wie war das doch gleich, als Pau 2001 von den Grizzlys gedraftet wurde? Erinnert sich der Autor dieses Artikels denn nicht mehr an diesen dürren 2.13 m Schlacks aus Barcelona, bei dem man im Jahre 2000, als er mit seinem damaligen Verein Barcelona als 20 jähriger Jungspund das Final Four in Thessaloniki erreichte, fast Beschützerinstinkte entwickelte, als man ihn da so beim Einwerfen zusehen mußte? Ein 2.13 hohes Hemd war da zu sehen. Konnte man damals erahnen, dass daraus mal ein mehr als solider NBA Center werden würde?
Ja, ehrlich gesagt, man konnte durchaus. Denn es mangelte Pau zwar noch an Gewicht und Schmackes, aber eine gewisse Dynamik und Geschmeidigkeit in seinen Bewegungen zum und um den Korb herum, war ihm eben bereits deutlich anzusehen. Er hatte zwar sicherlich noch ein paar Kilo weniger auf den Rippen als Tibor, die paar Kilo weniger wusste er aber immerhin sehr nachdrücklich einzusetzen und zu bewegen. Und machte demnach dann auch auf der 5 seinen Weg in der NBA.

Tibor Pleiß wird also leider, was mich betrifft, sicher kein neuer Nowitzki, kein neuer, starker deutscher Spieler in der NBA. Vermutlich wird er nicht einmal ein neuer Chris Welp, der es immerhin 4 Jahre drüben aushielt. Tibor Pleiß ist bestenfalls ein deutscher Todd MacCulloch, ein Stojko Vrankovic oder Ian Mahnmi, wenn es ganz schlecht läuft, vielleicht auch nur ein weiterer Tim Ohlbrecht.

Ganz sicher ist er aber kein Louis Scola, kein Jonas Valanciūnas und kein Nikola Pekovic. Selbst gegen die im diesjährigen Draft vertretenen Bigman Cody Zeller oder Alex Len, dürfte unser Tibor eher blass aussehen…