Was für eine Schlagzeile. Wüsste man nicht, wer dieser Nash ist, man könnte, auch ohne einen näheren Hintergrund oder tieferen Zusammenhang zu kennen, schmunzeln. Allerdings kennen wir alle diesen Herrn Nash, mit Vorname Steve. Als Nichtlakersfan wird man es wohl hochgradig belustigt lesen und sofort einen entsprechenden Blog aufsuchen, um das Managment der Lakers mit Häme und Spott zu überschütten. Und als Lakersfan wird man wohl ebenfalls unverzüglich selbigen Blog aufsuchen, um den Leuten um Mitch Kupchak mal ganz deutlich den Marsch zu- oder gleich das Ende Ihres Managerlichtes bei den Lakers auszublasen. Ich habe natürlich keine Ahnung wie genau der Vertrag von Steve Nash ausschaut, aber ich bilde mir ein zu wissen, dass er jedenfalls einen relativ gut dotierten für dieses Jahr hat (heißt, ca. 10 Millionen per annum). Spätestens jetzt muss man sich aber doch mal ernsthafter fragen, wieso er den hat, sich die Lakers nicht in diesem Sommer mit dem Herrn an einen Tisch gesetzt und bei Kaffee und Kuchen dem ganzen ein Ende bereitet haben.

Klar, Steve Nash hätte man schwer und sicherlich mühsam lange überreden müssen, den Vertrag Vertrag sein zu lassen. Aber das hätten die Lakers schon hinbekommen, ja, hinbekommen müssen. Steve Nash ist 40, war im letzten Jahr größtenteils verletzt, kam gerade mal auf insgesamt 15 Spiele. Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um zu einer klaren Entscheidung zu kommen. Behaupte zumindest ich. Aber mit klaren Entscheidungen scheint es bei den Lakers eh nicht weit her zu sein, siehe Monstervertrag Kobe Bryant.

Steve Nash will spielen. Klar will er das. Er ist ein Basketballbesessener. Wer sein Youtube-Spezial („The Finish Line“) auf dem Grantland Channel gesehen hat, kann fraglos große Bewunderung für seinen Ergeiz zum Comeback entwickeln. Auch sieht man hier deutlich die menschliche, zweifelnde Seite von Nash, wie er mit sich selber hadert, ob es die ganze Schinderei noch wert ist. Sehenswert auch der Moment, als er mit einem seiner besten Freunde in der Liga beim Dinner sitzt und diesen eben diese eine alles entscheidende Karrierefrage stellt: Was würdest Du an meiner Stelle machen? Und sein Freund mit entwaffnender Ehrlichkeit zugibt, dass er nicht weiß, ob er sich das alles, bei so vielen Rückschlägen, noch einmal antun würde. Ohne Sicherheit, dass er denn die nächste Saison spielen oder gar durchspielen wird können. Dieser Freund ist Dirk Nowitzki. Der sich in diesem Moment wohl auch kurz vor Augen führt, dass ihm in den nächsten 2-3 Jahren dieselbe Situation blühen wird. Steve Nash sollte zurücktreten. Jetzt und sofort. Wenn er wirklich glaubt, dass er noch einmal so auf die Beine kommt, dass er den Lakers wird entscheidend weiterhelfen können, dann träumt er in meinen Augen. Und die Lakers bräuchten im Moment sowieso eher einen Nash wie zu Zeiten der Suns. Die Liga strotzt vor starken Guards, ein malader Nash kann da kaum dagegen halten. Nein, er müsste in blendender Verfassung sein, um zu helfen. Und selbst dann würde es mit dem Playoffs knapp werden, denke ich.

Oder Steve Nash als Ergänzungsspieler? Ja, sicher, als Mentor und verlängerter Arm des Trainers auf der Bank, das wäre eine Möglichkeit. Aber für einen Bankdrücker mit Assistenztrainer Charakter ist sein aktueller Vertrag eben zu hoch dotiert, das Roster bei den Guards zu dünn. Und einen so teuren Mentor können sich die Lakers dieses Jahr eigentlich schlicht nicht leisten. Und überhaupt: eigentlich ist auch kein Guard im Roster der Lakers, der einen Lehrmeister von der Güte eines Nash verdient hätte. Kurzum: Das macht mir alles keinen rechten Sinn mehr. Im Moment sieht es aber leider danach aus, dass uns das Trauerspiel um einen ehemaligen zweifachen MVP, der nicht erkennt, dass seine Zeit vorbei ist, noch mehrere Monate wird erschaudern und seine Krankenbulletins lesen lassen. Es wird ein vertrauter Anblick werden, denn Nash ist wahrlich nicht der erste Spieler, der den Absprung für ein würdiges Karriereende verpasst.

Wie beschrieb es Seth Meyers in seinem ESPYN Awards Opening Monologue so treffend bei einem anderen uns sehr vertrauten, über Jahre treu begleitenden NBA Akteuer: „Shaquille o`Neal announced his retirement from basketball only 3 years after his feet retired. It`s just he is so big, that it took 3 years for his feet to sent the message to his brain.“ Wie wahr.

Celtic Fans mussten geschlagene 2 Jahre zusehen, wie sich ein lustiger Grinsebär Spiel um Spiel von der Auswechselbank unter den Korb und wieder zurück quälte. Zur seiner Bestform lief Shaq nur noch bei Pressekonferenzen auf. Nur mit sehr viel Tapferkeit, Wohlwollen und geduldigem Sitzfleisch konnte man diesem 2 Meter und 16 Zentimeter messendem, vermutlich zu diesem Zeitpunkt um die 160kg schweren und mitunter vollkörperbandaschiertem Baumstamm bei seinen höchst tapsigen Gehversuchen über den Court zusehen. Abers, wie gesagt, Shaq war beileibe nicht der einzige mit mangelhafter self-awareness. Sir Charles dankte in seiner Hall of Fame Rede ausdrücklich noch im letzten Absatz seines Vortrags den Houston Rockets und speziell seinem damaligen Trainer Rudy Tomjanovich von ganzen Herzen dafür, „that he treated me with class and dignitiy even when i couldnt play anymore (…). They (the Houston Rockets) still treated me like an All-Star even though i was pump faking so much i had to see the chiropractor like 3 days a week. If you get old and get blocked, you think, man, these guys can really jump..!“.

Charles Barkley sah in seinen letzten Jahren in Texas aus wie ein übergrilltes Marshmellow, das man zwanghaft in einen zu heiß gewaschenen XXS Trikotsatz gepresst hatte. Um Ihn nur noch als einen Schatten seiner selbst zu schimpfen, hätten man ihn erst einmal 3 Wochen in die Sauna schicken und eindampfen müssen. Scotti Pippen, damals ebenfalls zu den Rockets gewechselt, sagte ihm das offenbar auch mehr als einmal mitten ins Gesicht, weswegen das Verhältnis der beiden Dream Teamer während Ihrer Zeit in Houston zeitweise etwas abkühlte.

Und wo wir gerade bei vormals traumhaft gut aufspielenden Basketballgöttern auf dem verspätetem Weg in die Rente sind: „The Dream“ tingelte mit 39 Jahren noch einmal für ein Jahr nach Toronto zu den Raptors. Warum genau, wird wohl nur er gewusst haben. Bei Spielausschnitten von Hakeem aus diesem Jahr ertappt man sich ständig dabei, die nicht vorhandene Fast Forward Taste auf der Tastatur zu suchen. Und ja, Pip machte es letztlich ja nur unwesentlich besser als die beiden gerade Genannten, kehrte mit schlappen 38 Jahren noch einmal für ein Jahr zu den Bulls zurück. Jahre später lies er zwar verlauten, dass es ihm damals v.a. um Mentoring gegangen sei. Ich sage: Der Mann war damals eher ebenfalls noch ernsthaft der Meinung, er könnte problemlos mit dem bei den Bulls um in herumhüpfenden Junggemüse mithalten und noch einmal eine Duftmarke im Verein hinterlassen. Tatsächlich spielte er dann mickrige 23 Spiele in dieser seiner letzten Saison, über seine Stats während dieser Kurzauftritte schweige ich mal höflich. Nein, Scotti war von sich selber sicher bis zum letzten Tag überzeugt, weil ebenfalls vom Ergeiz getrieben, um nicht zu sagen, zerfressen. Hey, wer blockt denn schon völlig trocken einen Wurm wie Justin Bieber beim Wurf (und von hinten) während eines Promigames?! Eben.

Larry Legend wollte eigentlich schon 1987 zurücktreten, spielte aber dann noch bis 92`weiter. Auch das war mitunter schwere Kost, weil zum Ende hin für jeden zu sehen war, unter welchen Rückenproblemen er litt und wie verbissen und letztlich aber eben vergebens er versuchte, die Leistung auf dem Platz zu generieren, die er von sich selbst erwartete. In Erinnerung bleibt einem dabei v.a. das Olympische Finale in Barcelona, wo man ihn, wie schon das ganze Turnier hindurch, mehr neben der Bank des Dream Teams, den Kopf auf die Hände gestützt, auf dem Bauch liegen sah als denn am Spielgeschehen aktiv teilzunehmen. Ein Anblick, der seinen Heimfans in Boston und auch dem Rest der Liga schon während der letzten 1-2 Jahre vorher höchst vertraut gewesen war. Wenn man es sehr gut meint mit Larry, kann man ihm allerdings doch zugute halten, dass er u.a. nur deshalb noch so lange weiterspielte, weil er sich seinem Verein und dabei im hohen Maße Red Auerbach, einem seiner ganz großen Förderer, verpflichtet sah. Letztlich vermute ich aber doch auch ein wenig sehr, dass er das Spiel einfach zu sehr liebte, als es bereits mit 31 Jahren sein zu lassen. In einem Interview verriet er einmal Bill Simmons, dass er 1987 sofort die Schuhe an den Nagel gehängt hätte, wenn zum Beispiel Len Bias seinen Weg bei den Celtics gemacht oder das Team in einem der anderen Jahre derart gute Draftpicks erhalten hätte, dass er das Team als stark genug erachtet hätte, auch ohne ihn ein Wort um die Playoffs und auch den Titel mitzureden.
Die Liste der Spieler, die den richtigen, weil würdigen Absprung verpassten, ist lang, sehr lang und natürlich sportartübergreifend sehr erlesen.

Ein Lothar Matthäus würde wohl noch heute (glauben) spielen (zu können), hätte man ihn nicht vom Hofe der 1. Bundesliga zur Verbesserung seiner Englischkenntnisse ins Fußballentwicklungsland USA komplimentiert. Und der vermeintlich größte Basketballer von allen, Michael Jordan himself, bemerkte ja noch im letzten Absatz seiner HOF Rede:

„Maybe you see me playing the game at 50“. Als es daraufhin reichlich spontane Schenkelklopfer zu sehen und deutlich hörbares Gelächter aus teils höchst erheiterten Gesichtern im Auditorium zu vernehmen gab, fügte ein sichtlich um Ernsthaftigkeit bemühter Jordan leicht gereizt hinzu: “Oh, dont laugh, no, dont laugh..!“. Und man hatte für einen kurzen Moment wirklich die berechtigte Angst, dass er paar Jahre später wirklich ernst machen, das Gelächter als Ansporn nehmen könnte, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Nun, wir werden sehen, welche Überraschungen die nächsten Wochen in der Causa Steve Nash im Blätterwald erscheinen werden. Kommt er wieder, kommt er nicht wieder? Um es mit den Worten von His Airness himself zu sagen: “Never say never, because limits, like fears, are often just an illusion.” Ja, da möchte man nun nur ungern widersprechen….